Freitag, 16. Mai 2014

So producirt die Vernunft sich selbst.


phoenix, deviantart

Durch diese äußerste Hülflosigkeit ist der Mensch an sich selbst und zuvörderst die Gattung an die Gattung gewiesen. Wie der Baum durch das Abwerfen der Frucht seine Gattung erhält, so erhält der Mensch, durch Pflege und Erziehung der Hülflosgeborenen, sich selbst, als Gattung. So producirt die Vernunft sich selbst, und so nur ist der Fortschritt derselben zur Vervollkommnung möglich. So werden die Glieder aneinander gehängt, und jedes künftige erhält den Geisteserwerb aller vorhergegangenen.  

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Grundlage des Naturrechts nach Principien der Wissenschaftslehre [1796] SW. Bd. III, S. 82


Nota.

'So produziert die Vernunft sich selbst...' - wie wörtlich hat er das gemeint? Hier geht es darum, wie 'die Gleider aneinander gehängt' werden. Und was ist mit dem ersten Glied, wo kam das her? - Immerhin sind es die Menschen selbst, die hier ein Glied zum andern fügen, und offenbar aus Freiheit und ohne vorgegebenen Plan. Da läge es nahe, auch das 'erste' Stück als frei geschaffen anzunehmen. Alles andere bedürfte einer zusätzlichen Herleitung, die aber an dieser Stelle fehlt. Jacobi war durchaus im Recht, ihn da festzunageln.
JE



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